Die gute alte Telekom

Ein jeder in Deutschland lebende Mensch hat mindestens einmal in seinem Leben mit der Telekom zu tun. Und ich wage sogar die Gebietsbegrenzung auf Europa auszuweiten. Denn dieser Verein, wie ich die Telekom mal nennen möchte, ist groß. Sehr groß. Er ist so groß, dass ihm als führender Telekommunikationsanbieter die Kommunikation zwischen Kunden und “dem System” oftmals nicht gelingt. Dabei ist er Fluch und Segen zugleich. Segen, im Machen eines Versprechens … Fluch, in der Umsetzung des selbigen. Doch die Geschichten, die sich daraus ergeben, sind jedes Mal zum Totlachen – wenn sie nicht zum Heulen sind … und diese beginnt so:

Ich bin in meinem Leben schon oft umgezogen. Privat wie auch geschäftlich. Am Anfang hatte ich immer wieder mit der Telekom zu tun. Die “Punkte”, die sie jedes Mal zu Beginn einer Vertragsentstehung gut machen konnten, haben sich zum Ende hin immer in Luft aufgelöst. Schon lange bin ich daher mit meinen unternehmens-relevanten DSL-Zugängen zu Vodafone/Kabel-Deutschland gewechselt. Mobil-technisch hingegen hält es mich nicht zuletzt wegen der besseren Flächenabdeckung noch immer bei T-Mobile. Allerdings vermeide ich hier jedeweden Support-Kontakt – nur um meine Ruhe zu haben.

Schnelles Internet für die Glitzerbude

Nun stand also der DSL-Anschluss der Glitzerbude an. Und da weder ein Glasfaser noch sonst wie beschleunigtes Kabel bei uns dort im Wald ankommt, war von Anfang an klar, mit wem ich es wieder zu tun haben werde. Der Telekom!

Die ersten Verfügbarkeitsprüfungen waren dabei vielversprechend und 50 MBit/s sollten fürs Erste reichen. Wenn man diesen Wert dann im Gespräch mit dem Support diskutiert, wird sofort klar, in welcher Abteilung man gelandet ist (Funfact):

a) Umschüler vom Security-Anwärter zum Telefonisten im Call-Center Dresden: “Wenn da 50 Megabyte steht, kommen da auch 50 an – is immer Maximal – hab isch auch zuhaus!”

b) Gelernter Fernmeldebeamte mit abgeschlossener Meisterprüfung, der nach 35 Jahren Montageteam nun weitere 15 Jahre im Technik-Center Düsseldorf sitzt: “Der angegebene Wert – in Ihrem Fall 50 MBit/s – ist immer die höchst mögliche Downloadrate, die je nach Netzauslastung in Ihrem zugehörigen Cluster auf einen Wert von bis zu 5 MBit/s abfallen kann. Eine durchschnittlicher Wert von 25 MBit/s ist dann aber in jedem Fall garantiert.”

Und hier war er wieder, der Segen. Denn zuerst hatte ich es mit dem Checker in Dresden zu tun, der mir doch allen Ernstes ein gutes Gefühl ans Bein labern konnte. Leider oder besser gesagt “Gott sei Dank” war dieser Kerl nicht in der Lage, meinen Auftrag gleich am Telefon aufzunehmen. Denn, und das ist kein Witz, bei bestimmten Konstellationen der Auftragsstruktur – in meinem Fall war das ein neuer DSL-Anschluss bei gleichzeitiger Zusammenlegung meines Mobil-Vertrages (besser bekannt als “MagentaEINS”) – hatte das “System” noch Schwierigkeiten. Per Telefon (aber auch Online) ginge das zurzeit noch nicht. Später habe ich mal erfahren, dass auch diese Aussage der noch nicht vollständig abgschlossenen Umschulung des lieben Herren geschuldet sein musste. Sein Gerede war nämlich vom ersten bis zum letzten Satz totaler Quatsch.

MagentaZuhause M – ganz schnell mal eben online beauftragt

Ich entschied mich also, das Angebot so gut es ging auf der Telekom-Seite zu studieren und für meine Bedürfnisse zusammenzustellen. Von meinem seit vielen Jahren bei der Telekom/T-Mobil arbeitenden Onkel habe ich für diesen Zweck noch einen “Friends”-Rabatt-Code erhalten, der zumindest den Preis gegenüber konkurrierenden Anbietern relativieren sollte. Doch nun began er, der Fluch. Oder besser gesagt, der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Let’s go:

  • Am 5. August 2021 beauftrage ich die Telekom online mit dem Neuanschluss eines Festnetz-/DSL-Zugangs (MagentaZuhause M) mit an unserer Adresse bestätigten maximalen 50 MBit/s. Ich kann mir die Zusammenfassung zwar noch im Bowser anschauen, rechne aber sowieso mit einer Kopie per Mail – diese bekomme ich jedoch nicht.
  • Am 10. August 2021 bekomme ich aus heiterem Himmel eine Mail, in der man mir mitteilt, dass man meinen (Zitiat) “Anschluss gern zum Wunschtermin (13.08.2021) bereitstellen” wolle. Dafür müsse ich aber unter folgendem Link … bis 24 Uhr … sechs Fragen beantworten. Als ich dann in der Grußformel auch noch einen Satzfehler entdecke (“VieleGrüße” zusammengeschrieben) tue ich einen Teufel, auf den angegeben Link zu clicken und lösche die Mail kurzer Hand.
  • Am 12. August 2021 ruft mich der zuvor erwähnte Fernmelde-Meister aus Düsseldorf an. Es gebe da ein Problem! Zuerst einmal will ich aber von ihm wissen, ob er schonmal von der Spam-Mail mit den sechs Fragen gehört hätte? Oh ja, meint er, die sei tatsächlich von der Telekom. Wir könnten die Fragen jetzt aber auch am Telefon durchgehen … Ich … 😮 … ach, egal!?! Ob ich denn wisse, wo der Hausanschluss ankommt? Klar, der sitzt in ca. 3,50 Meter Höhe an der Außenfassade und wird direkt oberirdisch von einem Masten aus dem Wald kommend gespeist. Daraufhin scheinen sich die fünf weiteren Fragen bereits erledigt zu haben, denn das freut den Mann am anderen Ende der Leitung so gar nicht. Er offenbart mir, dass das auch die Befürchtung der Bauabteiling gewesen sei und er mir leider mitteilen muss, dass mit über 25 MBit/s in diesem Fall nicht zu rechnen sei.

    Da ich dank meines Onkels über Interna verfüge, spreche ich den Herrn auf eine Hybrid-Lösung an – die Bündelung von DSL- und Mobilnetz. Dieses wird nur in seltenen Fällen angeboten und schon gar nicht auf den Seiten der Telekom beworben. Doch er weiß sofort, auf was ich hinaus will und gibt es zur Prüfung in seinen Computer ein. Ein abschließendes Ergebnis kann er mir allerdings noch nicht nennen. Nur das der erste Auftrag jetzt storniert werden muss, damit ein neuer Anschluss mit (nur) 25 MBit/s aber der Aussicht auf eine Mobilnetz-Bündelung eingerichtet werden kann. Eine Auftragsbestätigung würde ich erhalten, sobald der Hybrid-Anschluss von der Bauabteilung bestätigt wurde. Er kümmere sich persönlich um die Angelegenheit.

    Alles in allem das wohl kompetenteste Telefonat, das ich je mit der Telekom geführt habe.
  • Am 14. August 2021 ruft mich das Call-Center (Standort unbekannt) während der Fahrt im Auto an. Die Dame am anderen Ende spricht mit einem derart schlechten Akzent, dass ich sie kaum verstehe. Sie will mir sagen, dass vier Tage später am 18. August ein Techniker zum Anschluss oder zur Prüfung kommen wird. Genau verstehe ich es nicht, vermute aber, dass es wohl die anstehende Hybrid-Prüfung ist. Sie auf diesen genauen Umstand anzusprechen, gebe ich nach wenigen Versuchen auf. Was ich jedoch nicht verpassen will ist, ihr auf irgend eine Weise klar zu machen, dass der Techniker nicht einfach zu der Adresse fahren kann, in der Erwartung, vor dem Haus zu stehen. Ich versuche ihr zu erklären, dass er erstmal durch den Wald fahren muss usw.. Doch sie ist heillos mit meinen Ausführungen überfordert und gibt mir zu verstehen, dass der Techniker sich telefonisch melden wird, sobald er da ist, und legt auf. … Viel Spaß!
  • Am 17. August 2021 – Tag meines 50. Geburtstags – ruft mich erneut der Fernmelde-Meister aus Düsseldorf an. Ich wundere mich, dass er es tatsächlich wieder ist. Doch wie er damals sagte, wollte er sich persönlich darum kümmern. Ich freue mich darüber und sage ihm, dass sich bereits auch schon der Techniker für die Hybrid-Prüfung für den nächsten Tag bei mir angekündigt hat. Das jedoch wundert den Mann, denn es könne gar nicht sein. Vielmehr wollte er mir heute mitteilen, dass eine Hybrid-Bündelung an unserer Adresse nicht möglich sei und ich wohl oder übel jetzt erstmal mit 25 MBit/s auskommen müsse. Wer nun genau der omminöse Techniker sei, kann er nicht sagen. Vermuten lässt sich aber, dass das “System” schneller einen Techniker-Auftrag rausgehauen, als meinen ersten Auftrag storniert hat.

    Wir sprechen noch eine Weile weiter und ich beschreibe ihm das Grundstück und das ganze Drumherum. Er versteht auf einmal immer besser, mit was für einem Sonderfall er es zu tun hat und verspricht mir, sich weiterhin um mich zu kümmern. Doch fürs Erste bleibt es bei den 25 MBit/s. Und wie beim letzten Mal: Sobald die Bauabteilung den mittlerweile dritten Auftrag bestätigt hat, bekomme ich Nachricht.

    Ah, und noch alles Gute zum Geburtstag! Ich mag den Mann.
  • Am 30. August 2021 ruft mich das Call-Center (wahrscheinlich Dresden) an und ich habe wieder einen Kerl an der Strippe, den ich rein Tonal in einem völlig anderen Beschäftigungsumfeld sehen würde. Er kündigt mir einen Techniker-Einsatz am 8. September 2021 zwischen 12 und 16 Uhr an. Obwohl ich in sehr gut verstehen kann, verzichte ich darauf, ihm von der besonderen Zufahrt zu erzählen. Irgendwie vermittelt mir der Typ den Eindruck, dass er sich nichts sagen lassen will!

Heute ist der 8. September 2021. Vorweg: Er war da! Doch besonders wurde die Sache am Ende dann doch wieder – auf eine ganz andere Art.

Heute ist Kita-frei und ich habe die Lütte im Schlepptau. Weil ich in der angekündigten Zeit – mittlerweile lautete die Voraussage zwischen 12 und 18:30 Uhr – nicht untätig herumsitzen wollte, kam ein Kumpel mit, um Zoë zu bespaßen. So bastelte ich ab kurz vor 12 an irgend welchen Sachen herum, während er mit der Lütten zum Teil in der Sandkiste buddelte oder ungezählte Anschubser auf der Schaukel gab.

Als ich Zoë gegen 13 Uhr endlich dazu bringen kann, das sie ihren Mittagschlaf “akzeptiert”, klingelte um halb zwei mein Telefon. Der Telekom-Techniker ist dran und kündigt sich in den nächsten fünf Minuten an. Da er aus besagten Gründen nicht wissen kann, was ihn erwartet, erkläre ich ihm nochmal die genaue Anfahrt und weise ihn darauf hin, dass ich am Beginn unseres Waldwegs zusätzlich auch noch ein Hinweis platziert habe.

So sieht es aus, wenn der Inhaber einer Print- & Werbetechnik
Firma und gelernter Schriftsetzer ein Plakat aufhängt.
Titel: Ich hatte mal wieder keine Zeit!

Ein paar Minuten später ist er da und steigt merklich beeindruckt aus dem Auto aus. Zuerst zeige ich ihm die aus dem Wald kommende DSL-Leitung, die in 3,50 Meter Höhe von außen in dem Hausanschluss endet. Sein Kommentar dazu: “Oooohh-keeeehhh …!?!?!”.

Als wir ins Haus gehen, bitte ich ihn, nicht all zu laut zu sein, weil meine Tochter im Wohnzimmer in ihrer Karre schläft. No Problem. Ich zeige ihm die Telefondose im zukünftigen Büro und er kann mir sofort sagen, dass vor kurzem ein Blitz eingeschlagen sein muss. Der Anschluss ist komplett schwarz verkohlt. Wow, wusste ich gar nicht. Und WOW, unser Haus steht noch!?! Während ich noch über die ausgebliebene Katastrophe nachdenke, schließt er schon seine Technik an und misst die zur Verfügung stehende Datenrate. 29,8 MBit/s kommen an. Super, mehr als ich erwartet hatte. Wir geraten ins Plaudern und ich erzähle ihm von den vorangegangen Gesprächen mit dem Support. Ob es die Möglichkeit gibt, Hybrid zu nutzen, bezweifelt er, weil das LTE-Netz nicht ausreichend stabil ist. Dafür kann er mir erzählen, dass laut Netzplan die am Haus ankommende Leitung 1,8 Kilometer durch den Wald läuft und in einem der umliegenden Orte entspringt. Wieder WOW! Was passiert, wenn während der Herbststürme ein Baum die Leitung kappt …?

Als wir so reden und er sich merkbar wohl an diesem besonderen Ort fühlt, wird auf einmal die Lütte wach. Mein Kumpel, der die ganze Zeit unbemerkt in der Küche gewartet hat, kommt ins Zimmer und fragt mit sanfter Stimme, ob er ihr was zu trinken geben soll? “Gib ihr ne Apfelschorle und deck sie nochmal zu”, sage ich und er geht wieder raus. Urplötzlich bemerke ich, wie es dem Techniker unwohl wird. Ich checke sofort, was in seinem Kopf gerade für ein Film abläuft. Haben wir eben noch darüber gesprochen, dass er eine Fritzbox im Wagen hat, die ich kaufen könnte, will er auf einmal ganz schnell los. Ich begleite ihn noch zum Auto und wir verabschieden uns. Als er rückwärts vom Hof fährt, kommt mein Kumpel mit Zoë auf dem Arm dazu und – wir kuscheln – zwei Männer – tief im Wald – mit einem Kleinkind.

Auch wenn dieser gedankliche Spaß eingen Leuten vielleicht als unangebracht erscheint, möchte ich mich trotzdem daran erfreuen können – als Ausgleich für den kleinen Haken, den mir die Telekom am Ende dann doch noch mitgegeben hat. Denn auch wenn theoretisch fast 30 MBit/s bei uns ankommen – durch das ganze Hin & Her habe ich letztendlich einen Vertrag mit 25 MBit/s abgeschlossen. Und was meint ihr, was mir speedtest.net nun anzeigt!?!