Es gibt verschiedene Arten von “Häuslebauern”. Die einen sparen ihr Leben lang jeden Cent, zahlen in fünf Bausparpläne gleichzeitig ein. Die anderen werden reich geboren oder erben den Gutshof der Eltern. Wir zählen zu keiner dieser Gattungen und unser Traum vom Haus war stets (viel) größer als unser Bankkonto. … Das dachten wir zumindest immer.
Eine Faustregel beim finanzierten Hauskauf oder Neubau besagt, dass mindestens die Nebenkosten aus Eigenkapital aufgebracht werden müssen. Je nach Kaufpreis kann das eine große Nummer sein. Es gibt sogar eine Formel, nach der die Nebenkosten schonmal grob kalkuliert werden können:
Dazu zählen:
a) die Grunderwerbsteuer (die je nach Bundesland zwischen 3,5 und 6,5 % des Kaufpreises beträgt)
b) die Notarkosten (die zwischen 1,5 und 2 % des Kaufpreises betragen)
c) die Maklerprovision (die zwischen 3 und 7 % des Kaufpreises beträgt – die seit Mai 2020 per Gesetz zu je 50 % zwischen Käufer und Verkäufer aufgeteilt werden muss)
Zurück zu unserer Geschichte fiel uns als erstes freudig auf, dass, obwohl oder gerade weil unser Haus über die Postbank angeboten wurde, wir KEINE Maklerprovision zu zahlen hatten. Damit haben wir nicht gerechnet und im Verlauf unserer Suche war das auch zum ersten Mal der Fall.
Trotzdem schwebte der Kaufpreis am Anfang wie eine riesige Cumulonimbus-Wolke über unseren Köpfen. Bis wir anfingen, uns einen genaueren Überblick über unsere im Grunde viel zu vielen Konten zu verschaffen. Das soll an dieser Stelle nicht heißen, dass wir nicht wussten, wie viel Geld wir zur Verfügung haben. Aber das ich zum Beispiel ein Konto bei der comdirect habe, weil ich da bequem Bargeld-Einzahlungen aus meinem Ladengeschäft machen kann … Oder Steff zusätzlich ein DKB Konto besitzt, weil es da eine günstige Travel-The-World-Kreditkarte gibt, auf dem sie auch noch Guthaben anspart … Neben drei weiteren Konten und einem (tatsächlichen) Bausparplan hatten wir dies alles nicht so recht vor Augen und waren begeistert, wie sich die Zahlen zusammenaddierten. Doch Hand aufs Herz – auch wenn es viele Konten sind, die obendrein natürlich auch Gebühren kosten … so ganz hätte das alles in unserem Fall nicht ausgereicht.
Das vorgezogene Erbe meiner Eltern
Um die ganze Schmach nicht erkennen zu lassen, verzichte ich in diesem Blog bewusst darauf, Beträge zu nennen. Bis auf diesen: 50.000 Euro! Denn dies ist die Summe, die wir von meinen wundervollen Eltern als sozusagen vorgezogenes Erbe bekommen haben. Ich weiß noch genau, wie es zur Sprache kam. Dass Steff noch vor mir ein Signal von meinem Vater bekommen hat, dass wir mit “einer Unterstützung” rechnen könnten. Da er aber nicht befugt war, meiner Mutter diese Pointe vorwegzunehmen, vergingen ein paar Tage, in denen ich überschlagsweise mit 10 bis allerhöchstens 20 Tausend Euro gerechnet habe. Doch dann lies meine Mutter die Bombe platzen und wir beide waren sprachlos vor Glück. Auf diesem Wege liebe Eltern – vorausgesetzt ihr findet diesen Blog hier – möchten wir uns nochmal über alle Maßen bei euch für dieses unfassbare Geschenk bedanken. Es bedeutet uns mehr, als ihr euch denken könnt.
Alles in allem hatten wir die Katze nun also im (geräumigen) Sack. Sprich die Nebenkosten waren längst gesichert und die Bank zeigte uns ihre grüne Ampel. Doch dann machte ich den Fehler, den Tilgungsplan in eine Richtung zu drehen, in der wir bei einem deutlich geringeren Abtrag als unserer derzeitigen Miete landen würden. Somit wanderte der Großteil unseres Eigenkapitals mit in die Kaufsumme. Und für die ausstehende Renovierung war neben der zu erwartenden Baukindergeldzulage nur noch ein Bruchteil an Kapital vorhanden.
Die gute junge Baukindergeldzulage
Baukindergeldzulage … da ist es wieder, dieses schlimme Wort. Gibt man es heute bei Google ein, ließt man in der Vorschau, wie viel es für wie lange für ein, zwei usw. Kinder gibt. Wenn man dann auf den Artikel geht, ließt man ziemlich schnell, dass diese Förderung zum 31. März 2021 eingestellt wurde und genauer noch, dass sie sowieso nur für rund drei Jahre geplant war. Diese Information ist zwar elementar aber in der Produktbeschreibung eine eher kleingedruckte Passage. So schwamm das Wissen um die Förderung gut zwei Jahre in meinem Kopf umher und wartet nur darauf, im richtigen Moment abgerufen zu werden. Bei einer früheren Kaufoption hatte ich den Antrag sogar teilweise schonmal ausgefüllt. Doch in dem Moment, als ich konkret werden wollte … <<Dee-Döö>> Baukindergeld is out of stock! Mit der Renovierung wurde es nun trotz der guten Eigenkapitalsituation eng. Der Darlehensvertrag war bereits angeschoben und eine Korrektur der aufzunehmenden Kreditsumme wäre einer Neuanfrage gleich gekommen. Noch mehr Zeit, die wir und besonders die Eigentümerin nicht aufbringen wollten.
Doch auch an dieser Stelle durften wir erneut auf die Familie zählen. Dieses Mal von Steffs Seite aus. Denn ihr Vater entschied kurzer Hand uns ein unverzinstes und in der Rückzahlung variables Privatdarlehen zu geben. Auch dir Papa danken wir außerordentlich und freuen uns, bald mit den Umbauten beginnen zu können.