Glitzerwald – von einem Haus im Wald, das unser neues Zuhause wird.

Wenn auf einmal ein Traum wahr wird, der zu fantastisch ist, als dass man ihn je zuvor hätte träumen können, dann steht man mitten im Glitzerwald.

Auf der Suche nach einem Haus mit Garten sind wir im April 2021 auf ein Objekt gestoßen, das wir uns in vielerlei Hinsicht nicht hätten ausdenken und schon gar nicht wünschen können. So unglaublich, wie diese Geschichte vom ersten Moment an für uns beginnt – als eine Anzeige für genau 30 Minuten bei Immobilenscout24 auftaucht – so einzigartig ist nun der Ort, den wir unser neues Zuhause nennen dürfen – unseren Glitzerwald.

Begleitet uns dabei, wie wir aus der Großstadt in den Wald umziehen. Schaut euch an, wie wir einem über 100 Jahre alten Haus neues Leben einhauchen – wie wir über 6.500 Quadratmeter zu einem magischen Fleckchen Erde werden lassen.

Wir, das sind Steff, Zoë und Mike.




Die Umbauarbeiten haben begonnen und die Kamera ist vom ersten Moment an dabei. Seit Dezember 2021 könnt ihr auf YouTube unsere hausgemachte Hausbaudoku verfolgen. 


Wer live miterleben will, was wir regelmäßig an Stories raushauen, kann uns gern auf Instagram folgen.
@villa_glitzerwald  |  @mfergusons

Wieso kannst du das?

Mit acht Jahren habe ich mein erstes Haus gebaut. Es war ein Holzhaus, ausgestattet mit einer Tür, einem Fenster, angeschrägtem Flachdach und zur Wetterseite hin überlappender Verplankung. So klingt zumindest in meinem Kopf die Erinnerung an etwas, das mir damals während der Erbauung noch 1.000 mal komplexer und imposanter vorkam. Die Rede ist von einer Hütte aus Holzpaletten, die ich als kleiner Grundschuljunge im Garten meines Opas gezimmert habe. Das besondere daran ist, dass diese Hütte in ihrer Ausführung tatsächlich die genannten Attribute besaß und keineswegs wie einem meinem Alter eher gerechten Nagelhaufen-Brett aussah. Im Werkkeller meines Großvaters habe ich Laufen gelernt.

1951 hat mein Großvater für seine Eltern und die eigene Familie mit einem dutzend Helfern in völliger Eigenregie ein Haus gebaut. 30 Jahre danach stand bereits der zweite große Umbau an, den ich als kleiner Junge von Anfang an miterlebt habe. Nach vorn raus wurde die Küche erweitert, ein Gäste-WC und ein einladender Empfangsbereich angebaut; zur Seite eine große Garage mit dahinter gelegenem Innenhof. So oft es ging und ich durfte war ich auf der Baustelle. Es wurden Streifenfundamente gegossen und verdichtet, Gerüste auf- und abgebaut; es wurde gemauert, verputzt, gefließt und am Ende die Fassade – alter wie neuer Teil – vollverklinkert.

Bei allen Arbeiten sah ich meinen Großvater immer selbst Hand anlegen und es wuchs in mir der Gedanke, dass man einfach alles selber machen kann. Ich hatte dabei nie das Gefühl, großartig Fragen stellen zu müssen. Alles war so selbsterklärend. Ich stand einfach umher, schaute zu und saugte auf. War die Arbeit simpel genug, bekam ich zum Beispiel einen Eisenstempel gereicht und stampfte damit durch die erdnassen Fundamentstreifen – mit acht Jahren! Ich war fasziniert vom Erschaffen – etwas in die Höhe mit einem Dach drauf bauen, unter das man sich dann stellen konnte. Die besagten Paletten meiner Hütte fielen genau auf dieser Baustelle an – ich meine, es wurde mir zu Ehren sogar ein Mini-Richtfest gefeiert.

Mein erstes selbstgebautes Bett

Zehn Jahre später machte ich eine Lehre zum Schriftsetzer und wohnte allein in meiner ersten eigenen Bude. Ich habe nicht mal daran gedacht, mir Möbel, wie zum Beispiel ein Bett zu kaufen. Ich baute mir einfach eins. Und mit dem Spirit der 90er bekam es an drei Seiten podestartige Stufen, die mit mintgrünem Velour bezogene waren. Ich dachte vorher nicht großartig darüber nach. Ich wollte einfach nur Stufen und mintgrünen Velourteppich um meine Matratze herum haben. Also nahm ich eine Stichsäge, Holz, Schrauben …

Im Alter von 22 Jahren sanierte ich die komplette 90 Quadratmeter große Dachgeschosswohnung im Haus der Mutter meiner damaligen Freundin. Ich verlegte dort unter anderem ca. 60 Quadratmeter – teilweise mit Rundung zugeschnittene Feinsteinfliesen und baute meine erste eigene Küche. Und ich meine es so, wie ich es schreibe. Ikea hatte für mich zu dieser Zeit noch den selben Stellenwert wie ein heutiger 1-Euro-Shop und ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, Küchschränke dort zu kaufen.

So baute ich die Korpusse samt Türen aus gerahmten Satinglas einfach selbst. Für die Schränke benutzte ich Tischlerplatte. Die Türrahmen waren aus Kiefer- oder Fichte-Vollholz. Ich bin dabei nicht mal auf die Idee gekommen, mir eine Bauanleitung zu besorgen – zumal das Internet Mitte der 90er Jahre zwar schon an war, YouTube aber noch kompett in der Katzenvideo-Szene steckte. Nein, ich sah mir andere Küchenschränke an; machte die Türen ein paar mal auf und wieder zu und verstand sofort die Magie des Scharnierens. Der Rest waren Zentimeterangaben, die am Ende zugeschnitten sich immer wieder auf den Ecken einer Kiste treffen würden. Bei dem selben Projekt baute ich so auch zum ersten Mal ein Dachfenster ein.

Wo ich diese Erinnerung gerade aufschreibe, fällt mir ein, dass ich einige Monate später an der selben Adresse und mit gleicher Philosophie einen Carport gebaut habe – ohne vorgegebenen Bauplan, ohne Statikberechnung, ohne Baugenehmigung … ich habe mir Carports in der Umgebung angeschaut, habe die erkannten Dimensionen übernommen, habe Punktfundamente für die Stützen gegossen, mit langen Gewindschrauben das Ständerwerk verbunden, Wellpappe aufgenagelt … und kein Mensch hat jemals gefragt, ob ich mir das selbst ausgedacht hätte. Ich habe einfach nur gewollt, geguckt und (nach)gemacht. All die Jahre – immer wieder.

Es ist wie Fahrradfahren

Doch je älter ich wurde, umso seltener fand ich Zeit zum “basteln”. War es der Beruf oder die Zweitkarriere als semiproffesioneller Schlagzeuger …!? Ich kam einfach nicht mehr dazu. Als Steff und ich Ende 2018 in unsere erste gemeinsame Wohnung zogen, spürte ich für einen kurzen Moment mein Leidenschaft wieder aufleben. Nachgerechnet machte ich mich nach all den Jahren an Küche Nummer fünf und zog kurzer Hand einen astreinen Fliesenspiegel in selbige.

Ikea längst lieben und schätzen gelernt war ich mittlerweile Profi im Aufbau und Ausrichten von Faktum & Co. Vor der Keramikarbeit hatte ich hingegen zuerst ein wenig Flattern. Doch als ich den Kleber mit dem Zahnspachtel auf der Wand verteilte, die erste Metro-Fliese andrückte, war es sofort wieder da. Das sprichwörtliche Gefühl wie beim Fahrradfahren. Ein Tag Fliesen, ein Tag Verfugen, fertig. Mit der Arbeit war ich recht zurfrieden. Und von unseren Freunden hörte ich dann zum ersten Mal diesen Satz “Wieso kannst du das?”

Wenn man als zugegebener Autodidakt gerfagt wird, warum man diese oder jenes kann, stellt man sich unweigerlich die selbstzweifelnde Frage “Ja wieso? Ist das denn falsch?!” Zumindest sollte man das – kann man doch eigentlich nie wissen, wie amtlich die Fähigkeiten der gewählten Vorbilder belegt sind. Bei mir löst die Frage jedoch mehr ein verschämt stolzes “Ich kann das halt!” aus. Ich habe es scheinbar von meinem Großvater geerbt – ich mach das einfach! Zusammengerechnet sind es doch nur an die sechs verschiedene Gewerke, für das jedes einzelne mindestens drei Jahre Ausbildung nötig wären. Zwinkersmiley.

Wenn das meins wäre

Und jetzt ist da auf einmal dieses Haus im Wald. Was ich über diesen magischen Ort denke und fühle habe ich in anderen Beiträgen schon oft leidenschaftlich zum Ausdruck gebracht. Doch als ich bei der Besichtigung zum ersten Mal durch das Haus gegangen bin, hatte ich sofort diesen “Wenn-das-meins-wäre,-dann”-Gedanken. Als wir drei Tage später die Zusage bekamen, fühlte ich genau zwei Dinge: unendliche Freude gefolgt von einer Testosteron-Implosion, die meine DIY-Adern zu Popeye-Unterarmen anschwellen ließ. Von jetzt an war die Zeit endlich, denn vor mir lag offensichtlich mein letztes Projekt.

Wie zuvor bei meinem Großvater sollte der Umbau in völliger Eigenregie von statten gehen und rund ein dutzend Freunde bildeten den Bautrupp. Der grobe Plan über die neue Raumaufteiling stand und voller Elan legten wir eine Wand nach der anderen um. Für die Entfernung einer tragenden Wand mussten im Wohnzimmer drei Meter mit einem so gannenten Unterzug überbrückt werden. Eine Maßnahme, die ich mir gut vorstellen konnte aber noch nie selber durchgeführt hatte. Der Ingenieur in unserem Bautrupp stellte die statischen Berechnungen an und erklärte mir die Prinzipien von Kraftübertgragung und Lastenverteilung. Alles ist so logisch – alles ist so Mathematik.

Die Eisen für die Bewehrung habe ich auf Ansage hin gebogen und den Korb selbst zusammengerödelt. Ebenfalls eine Arbeit, die ich noch nie gemacht hatte, mir intuitiv aber immer schon vorstellen konnte. Als der Bewehrungskorb fertig vor mir lag, kam es mir fast so vor, als hätte jemand anders ihn gemacht. Unser Statiker meinte nur “Gute Arbeit!”

Ich glaube, hier liegt das Geheimnis meines “Könnens”. Es ist die geerbte Begabung zu Handwerken. Ein tief sitzendes Grundverständnis vom “Bauen”. Die sprichwörtlichen “Zwei rechten Hände”.

Doch bei aller pathetischen Selbstbeweihräucherung sei allen Skeptikern und “echten Fachleute” schlussendlich gesagt: Ich maße mir auf keinen Fall an, meine Bauwerke nach allen Reglen des Handwerks zu errichten oder errichtet zu haben. Und besonders jetzt, wo es gilt, einen Altbau zu sanieren, der uns auch in 30 Jahren noch ein Dach über dem Kopf bietet, greife ich oft und gern auf das Wissen und die Expertisen ausgebildeter Handwerker zurück und stelle meine Fragen. Und die Antworten die ich bekomme sind die Dinge, die ich vermutet.

Was wir genau unter meiner recht eigenwilligen Bauleitung mit der Glitzerbude im Glitzerwald anstellen, könnt ihr ab sofort auf unserem YouTube-Kanal verfolgen.

Für Opa Robert.

Die gute alte Telekom

Ein jeder in Deutschland lebende Mensch hat mindestens einmal in seinem Leben mit der Telekom zu tun. Und ich wage sogar die Gebietsbegrenzung auf Europa auszuweiten. Denn dieser Verein, wie ich die Telekom mal nennen möchte, ist groß. Sehr groß. Er ist so groß, dass ihm als führender Telekommunikationsanbieter die Kommunikation zwischen Kunden und “dem System” oftmals nicht gelingt. Dabei ist er Fluch und Segen zugleich. Segen, im Machen eines Versprechens … Fluch, in der Umsetzung des selbigen. Doch die Geschichten, die sich daraus ergeben, sind jedes Mal zum Totlachen – wenn sie nicht zum Heulen sind … und diese beginnt so:

Ich bin in meinem Leben schon oft umgezogen. Privat wie auch geschäftlich. Am Anfang hatte ich immer wieder mit der Telekom zu tun. Die “Punkte”, die sie jedes Mal zu Beginn einer Vertragsentstehung gut machen konnten, haben sich zum Ende hin immer in Luft aufgelöst. Schon lange bin ich daher mit meinen unternehmens-relevanten DSL-Zugängen zu Vodafone/Kabel-Deutschland gewechselt. Mobil-technisch hingegen hält es mich nicht zuletzt wegen der besseren Flächenabdeckung noch immer bei T-Mobile. Allerdings vermeide ich hier jedeweden Support-Kontakt – nur um meine Ruhe zu haben.

Schnelles Internet für die Glitzerbude

Nun stand also der DSL-Anschluss der Glitzerbude an. Und da weder ein Glasfaser noch sonst wie beschleunigtes Kabel bei uns dort im Wald ankommt, war von Anfang an klar, mit wem ich es wieder zu tun haben werde. Der Telekom!

Die ersten Verfügbarkeitsprüfungen waren dabei vielversprechend und 50 MBit/s sollten fürs Erste reichen. Wenn man diesen Wert dann im Gespräch mit dem Support diskutiert, wird sofort klar, in welcher Abteilung man gelandet ist (Funfact):

a) Umschüler vom Security-Anwärter zum Telefonisten im Call-Center Dresden: “Wenn da 50 Megabyte steht, kommen da auch 50 an – is immer Maximal – hab isch auch zuhaus!”

b) Gelernter Fernmeldebeamte mit abgeschlossener Meisterprüfung, der nach 35 Jahren Montageteam nun weitere 15 Jahre im Technik-Center Düsseldorf sitzt: “Der angegebene Wert – in Ihrem Fall 50 MBit/s – ist immer die höchst mögliche Downloadrate, die je nach Netzauslastung in Ihrem zugehörigen Cluster auf einen Wert von bis zu 5 MBit/s abfallen kann. Eine durchschnittlicher Wert von 25 MBit/s ist dann aber in jedem Fall garantiert.”

Und hier war er wieder, der Segen. Denn zuerst hatte ich es mit dem Checker in Dresden zu tun, der mir doch allen Ernstes ein gutes Gefühl ans Bein labern konnte. Leider oder besser gesagt “Gott sei Dank” war dieser Kerl nicht in der Lage, meinen Auftrag gleich am Telefon aufzunehmen. Denn, und das ist kein Witz, bei bestimmten Konstellationen der Auftragsstruktur – in meinem Fall war das ein neuer DSL-Anschluss bei gleichzeitiger Zusammenlegung meines Mobil-Vertrages (besser bekannt als “MagentaEINS”) – hatte das “System” noch Schwierigkeiten. Per Telefon (aber auch Online) ginge das zurzeit noch nicht. Später habe ich mal erfahren, dass auch diese Aussage der noch nicht vollständig abgschlossenen Umschulung des lieben Herren geschuldet sein musste. Sein Gerede war nämlich vom ersten bis zum letzten Satz totaler Quatsch.

MagentaZuhause M – ganz schnell mal eben online beauftragt

Ich entschied mich also, das Angebot so gut es ging auf der Telekom-Seite zu studieren und für meine Bedürfnisse zusammenzustellen. Von meinem seit vielen Jahren bei der Telekom/T-Mobil arbeitenden Onkel habe ich für diesen Zweck noch einen “Friends”-Rabatt-Code erhalten, der zumindest den Preis gegenüber konkurrierenden Anbietern relativieren sollte. Doch nun began er, der Fluch. Oder besser gesagt, der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Let’s go:

  • Am 5. August 2021 beauftrage ich die Telekom online mit dem Neuanschluss eines Festnetz-/DSL-Zugangs (MagentaZuhause M) mit an unserer Adresse bestätigten maximalen 50 MBit/s. Ich kann mir die Zusammenfassung zwar noch im Bowser anschauen, rechne aber sowieso mit einer Kopie per Mail – diese bekomme ich jedoch nicht.
  • Am 10. August 2021 bekomme ich aus heiterem Himmel eine Mail, in der man mir mitteilt, dass man meinen (Zitiat) “Anschluss gern zum Wunschtermin (13.08.2021) bereitstellen” wolle. Dafür müsse ich aber unter folgendem Link … bis 24 Uhr … sechs Fragen beantworten. Als ich dann in der Grußformel auch noch einen Satzfehler entdecke (“VieleGrüße” zusammengeschrieben) tue ich einen Teufel, auf den angegeben Link zu clicken und lösche die Mail kurzer Hand.
  • Am 12. August 2021 ruft mich der zuvor erwähnte Fernmelde-Meister aus Düsseldorf an. Es gebe da ein Problem! Zuerst einmal will ich aber von ihm wissen, ob er schonmal von der Spam-Mail mit den sechs Fragen gehört hätte? Oh ja, meint er, die sei tatsächlich von der Telekom. Wir könnten die Fragen jetzt aber auch am Telefon durchgehen … Ich … 😮 … ach, egal!?! Ob ich denn wisse, wo der Hausanschluss ankommt? Klar, der sitzt in ca. 3,50 Meter Höhe an der Außenfassade und wird direkt oberirdisch von einem Masten aus dem Wald kommend gespeist. Daraufhin scheinen sich die fünf weiteren Fragen bereits erledigt zu haben, denn das freut den Mann am anderen Ende der Leitung so gar nicht. Er offenbart mir, dass das auch die Befürchtung der Bauabteiling gewesen sei und er mir leider mitteilen muss, dass mit über 25 MBit/s in diesem Fall nicht zu rechnen sei.

    Da ich dank meines Onkels über Interna verfüge, spreche ich den Herrn auf eine Hybrid-Lösung an – die Bündelung von DSL- und Mobilnetz. Dieses wird nur in seltenen Fällen angeboten und schon gar nicht auf den Seiten der Telekom beworben. Doch er weiß sofort, auf was ich hinaus will und gibt es zur Prüfung in seinen Computer ein. Ein abschließendes Ergebnis kann er mir allerdings noch nicht nennen. Nur das der erste Auftrag jetzt storniert werden muss, damit ein neuer Anschluss mit (nur) 25 MBit/s aber der Aussicht auf eine Mobilnetz-Bündelung eingerichtet werden kann. Eine Auftragsbestätigung würde ich erhalten, sobald der Hybrid-Anschluss von der Bauabteilung bestätigt wurde. Er kümmere sich persönlich um die Angelegenheit.

    Alles in allem das wohl kompetenteste Telefonat, das ich je mit der Telekom geführt habe.
  • Am 14. August 2021 ruft mich das Call-Center (Standort unbekannt) während der Fahrt im Auto an. Die Dame am anderen Ende spricht mit einem derart schlechten Akzent, dass ich sie kaum verstehe. Sie will mir sagen, dass vier Tage später am 18. August ein Techniker zum Anschluss oder zur Prüfung kommen wird. Genau verstehe ich es nicht, vermute aber, dass es wohl die anstehende Hybrid-Prüfung ist. Sie auf diesen genauen Umstand anzusprechen, gebe ich nach wenigen Versuchen auf. Was ich jedoch nicht verpassen will ist, ihr auf irgend eine Weise klar zu machen, dass der Techniker nicht einfach zu der Adresse fahren kann, in der Erwartung, vor dem Haus zu stehen. Ich versuche ihr zu erklären, dass er erstmal durch den Wald fahren muss usw.. Doch sie ist heillos mit meinen Ausführungen überfordert und gibt mir zu verstehen, dass der Techniker sich telefonisch melden wird, sobald er da ist, und legt auf. … Viel Spaß!
  • Am 17. August 2021 – Tag meines 50. Geburtstags – ruft mich erneut der Fernmelde-Meister aus Düsseldorf an. Ich wundere mich, dass er es tatsächlich wieder ist. Doch wie er damals sagte, wollte er sich persönlich darum kümmern. Ich freue mich darüber und sage ihm, dass sich bereits auch schon der Techniker für die Hybrid-Prüfung für den nächsten Tag bei mir angekündigt hat. Das jedoch wundert den Mann, denn es könne gar nicht sein. Vielmehr wollte er mir heute mitteilen, dass eine Hybrid-Bündelung an unserer Adresse nicht möglich sei und ich wohl oder übel jetzt erstmal mit 25 MBit/s auskommen müsse. Wer nun genau der omminöse Techniker sei, kann er nicht sagen. Vermuten lässt sich aber, dass das “System” schneller einen Techniker-Auftrag rausgehauen, als meinen ersten Auftrag storniert hat.

    Wir sprechen noch eine Weile weiter und ich beschreibe ihm das Grundstück und das ganze Drumherum. Er versteht auf einmal immer besser, mit was für einem Sonderfall er es zu tun hat und verspricht mir, sich weiterhin um mich zu kümmern. Doch fürs Erste bleibt es bei den 25 MBit/s. Und wie beim letzten Mal: Sobald die Bauabteilung den mittlerweile dritten Auftrag bestätigt hat, bekomme ich Nachricht.

    Ah, und noch alles Gute zum Geburtstag! Ich mag den Mann.
  • Am 30. August 2021 ruft mich das Call-Center (wahrscheinlich Dresden) an und ich habe wieder einen Kerl an der Strippe, den ich rein Tonal in einem völlig anderen Beschäftigungsumfeld sehen würde. Er kündigt mir einen Techniker-Einsatz am 8. September 2021 zwischen 12 und 16 Uhr an. Obwohl ich in sehr gut verstehen kann, verzichte ich darauf, ihm von der besonderen Zufahrt zu erzählen. Irgendwie vermittelt mir der Typ den Eindruck, dass er sich nichts sagen lassen will!

Heute ist der 8. September 2021. Vorweg: Er war da! Doch besonders wurde die Sache am Ende dann doch wieder – auf eine ganz andere Art.

Heute ist Kita-frei und ich habe die Lütte im Schlepptau. Weil ich in der angekündigten Zeit – mittlerweile lautete die Voraussage zwischen 12 und 18:30 Uhr – nicht untätig herumsitzen wollte, kam ein Kumpel mit, um Zoë zu bespaßen. So bastelte ich ab kurz vor 12 an irgend welchen Sachen herum, während er mit der Lütten zum Teil in der Sandkiste buddelte oder ungezählte Anschubser auf der Schaukel gab.

Als ich Zoë gegen 13 Uhr endlich dazu bringen kann, das sie ihren Mittagschlaf “akzeptiert”, klingelte um halb zwei mein Telefon. Der Telekom-Techniker ist dran und kündigt sich in den nächsten fünf Minuten an. Da er aus besagten Gründen nicht wissen kann, was ihn erwartet, erkläre ich ihm nochmal die genaue Anfahrt und weise ihn darauf hin, dass ich am Beginn unseres Waldwegs zusätzlich auch noch ein Hinweis platziert habe.

So sieht es aus, wenn der Inhaber einer Print- & Werbetechnik
Firma und gelernter Schriftsetzer ein Plakat aufhängt.
Titel: Ich hatte mal wieder keine Zeit!

Ein paar Minuten später ist er da und steigt merklich beeindruckt aus dem Auto aus. Zuerst zeige ich ihm die aus dem Wald kommende DSL-Leitung, die in 3,50 Meter Höhe von außen in dem Hausanschluss endet. Sein Kommentar dazu: “Oooohh-keeeehhh …!?!?!”.

Als wir ins Haus gehen, bitte ich ihn, nicht all zu laut zu sein, weil meine Tochter im Wohnzimmer in ihrer Karre schläft. No Problem. Ich zeige ihm die Telefondose im zukünftigen Büro und er kann mir sofort sagen, dass vor kurzem ein Blitz eingeschlagen sein muss. Der Anschluss ist komplett schwarz verkohlt. Wow, wusste ich gar nicht. Und WOW, unser Haus steht noch!?! Während ich noch über die ausgebliebene Katastrophe nachdenke, schließt er schon seine Technik an und misst die zur Verfügung stehende Datenrate. 29,8 MBit/s kommen an. Super, mehr als ich erwartet hatte. Wir geraten ins Plaudern und ich erzähle ihm von den vorangegangen Gesprächen mit dem Support. Ob es die Möglichkeit gibt, Hybrid zu nutzen, bezweifelt er, weil das LTE-Netz nicht ausreichend stabil ist. Dafür kann er mir erzählen, dass laut Netzplan die am Haus ankommende Leitung 1,8 Kilometer durch den Wald läuft und in einem der umliegenden Orte entspringt. Wieder WOW! Was passiert, wenn während der Herbststürme ein Baum die Leitung kappt …?

Als wir so reden und er sich merkbar wohl an diesem besonderen Ort fühlt, wird auf einmal die Lütte wach. Mein Kumpel, der die ganze Zeit unbemerkt in der Küche gewartet hat, kommt ins Zimmer und fragt mit sanfter Stimme, ob er ihr was zu trinken geben soll? “Gib ihr ne Apfelschorle und deck sie nochmal zu”, sage ich und er geht wieder raus. Urplötzlich bemerke ich, wie es dem Techniker unwohl wird. Ich checke sofort, was in seinem Kopf gerade für ein Film abläuft. Haben wir eben noch darüber gesprochen, dass er eine Fritzbox im Wagen hat, die ich kaufen könnte, will er auf einmal ganz schnell los. Ich begleite ihn noch zum Auto und wir verabschieden uns. Als er rückwärts vom Hof fährt, kommt mein Kumpel mit Zoë auf dem Arm dazu und – wir kuscheln – zwei Männer – tief im Wald – mit einem Kleinkind.

Auch wenn dieser gedankliche Spaß eingen Leuten vielleicht als unangebracht erscheint, möchte ich mich trotzdem daran erfreuen können – als Ausgleich für den kleinen Haken, den mir die Telekom am Ende dann doch noch mitgegeben hat. Denn auch wenn theoretisch fast 30 MBit/s bei uns ankommen – durch das ganze Hin & Her habe ich letztendlich einen Vertrag mit 25 MBit/s abgeschlossen. Und was meint ihr, was mir speedtest.net nun anzeigt!?!

Machmal zwischendurch

Manchmal zwischendurch denke ich darüber nach, ob das alles die richtige Entscheidung war. Ob wir uns mit der ganze Geschichte nicht ünernommen haben. Ob wir das Leben fern ab von der Stadt, dem Trubel, den Freunden überhaupt ertragen werden.

Kennt ihr das? Über den Tag hinweg sammelt der Kopf so viele Gedanken und Eindrücke, dass er am Abend mit einem überzeichneten Bild der Situtaion zu Bett geht. Oft liege ich dann noch wach und denke über die anstehenden Umbauarbeiten, den zeitlichen Rahmen und den damit verbunden Kosten nach. Doch am nächsten Morgen ist alles wie weggeblasen – mein Kopf ist dann wie resetet (haben Sie es schonmal mit “AUS” und dann wieder “AN” versucht?). An so einem Morgen gehe ich dann völlig erleichtert und neu fokusiert in den Tag – und würde am liebsten gleich alles auf einmal machen.

Besonders allerdings bereitet mir die Ferne von der Stadt Sorgen, glaube ich. Die Frage nach dem “ertrage ich die Stille?”. Doch dieses Gefühl scheint ehr der aktuellen (Noch-)Situtaion bzw. Umgebung geschuldet zu sein. Bestimmt wird sich das ändern, wenn ich erstmal von dort zurück in die Stadt blicke …!?!

Jetzt am Anfang, während des Umbaus, wohnen wir ja noch weiter in unserer alten Wohnung. Schon in den allerersten Tage nach der Schlüsselübergabe war es immer so, dass ich lieber hin in den Wald, als zurück in die Stadt gefahren bin. Die gut 30 Minuten auf der Stadtautobahn denke ich dann mit einem Lächeln im Kopf an das Grün, die Tierstimmen, den Geruch und vieles mehr … Doch auf dem Weg aus der Stadt heraus zum Wald denke ich immer nur: Stau, Stau, Stau …!

Unsere Freunde

Unser Freundeskreis ist äußerst groß. Wir sind umgeben von unzählig vielen netten und liebenswerten Menschen. Was ist, wenn wir den Anschluss an unsere alte Truppe verlieren. Wenn die Freundschaften aufgrund der neuen Umstände und Umgebung nach und nach einschlafen. Freunde sind für uns mit das Wichtigste. Heute haben wir fast den ganzen Tag im Wald gearbeitet. Ich hatte extra einen Sprinter gemietet, damit wir alle Pflanzen von unserer riesigen Stadt-Terasse in den Wald bringen konnten. Ein paar Freunde haben uns dabei geholfen. Im Wald angekommen ging es dann mit Aufräumarbeiten an einer Stelle weiter, die mal eine große Schaukellandschaft werden soll. Kurz um: Ich habe richtig geackert und war komplett durchgeschwitzt.

Aus Gründen ergab sich der Umstand, dass einer unser Kumpel den Sprinter mit zurück in die Stadt nahm und ihn aus Parkplatzmangel weit weg von unserer Wohnung parkte. So musste ich nun gut ein einhalb Kilometer zu Fuß durch unserer (noch) Hood latschen, weil ich den Wagen noch am Abend zurück zur Vermietstation bringen wollte. In unserer so genannten Hood wohnen unter anderem A-prominete Schauspieler, Musiker, Künstler sowie Menschen, die einfach nur gern in der Hood von A-prominenten Schauspielern, Musikern und Künstlern leben wollen. Ach so, und natürlich die Träger des silbernen Sylt-Abzeichens.

Die Blicke der Großstadt

Als ich so entlang der vielen Restaurants gehe, die aufgrund der aktuellen C-Auflagen ausschließlich Gäste im Außenbereich empfangen, fällt mir auf, dass ich noch meine Arbeiteshose trage. Ich gucke an mir runter und schaue auf meine graue (eigentlich Marken) Jeans, die durch eine ungleichmäßige Dreckpatina braun-fleckig leuchtet. Kombinert mit meiner Retro-Trainingsjacke und Baseballcap sehe ich in diesem Moment aus, wie ein gewöhnlicher aber dennoch hoch ambizionierter Obdachloser. Ich spüre die Blicke, der an den Tischen sitzenden Restaurantgäste, die befürchten, dass ich sie gleich mit einem lange einstudierten Bettelvers anspreche. Eine Frau versucht gerade vergeblich (kein Witz) eine Auster aus der Schale zu pulen. Früher wäre mir dieses Situtaion unangenehm peinlich gewesen. Gerade eben denke ich grinsend: Tschau Kakao, ihr Psydo-Spießer – wenn ihr alle wüsstet!?! Ich werde euch tatsächlich nicht vermissen!

Nach Hause kommen

Jeder Umzug in eine neue Wohnung fühlt sich für mich seltsam an. Seltsam neu. Seltsam aufregend. Ja manchmal sogar seltsam unbehaglich. Steff und ich sind in unserem Leben schon oft umgezogen. Vom kleinen Dorf in die nächst größere Stadt. Immer weiter. Am Ende dann in die Großstadt – in die schönste Stadt der Welt.

Jedes mal hatten wir die alte Wohnung noch lange in Erinnerung. Bei unserem letzten Umzug hatte Steff sogar die ersten zwei Wochen richtig Probleme, mit der neuen Umgebung klar zu kommen. Obwohl die neue Wohnung und der Ort das Ende einer immer höher steigenden Lebensqualität zu sein schien, waren wir doch die Neuen. Jemand anderes hatte zuvor hier gewohnt und jetzt kamen wir und die Geister in den Wänden mussten wir erst einmal kennen lernen – oder auch umgekehrt.

Auf dem Weg zur Schlüsselübergabe

Heute machen wir uns nun auf zur Schlüsselübergabe. In den letzten Wochen waren wir schon ein paar mal am Grundstück gewesen. Jedes Mal tauchten wir ein, in eine besondere, ganz andere Welt. Doch jedes Mal waren wir auch nicht allein. Die vorherige Eigentümerin ist eine sehr sensible aber dennoch souveräne und vor allem direkte Person. Bei jedem unserer Treffen versuchten wir den richtigen Ton zu finden; sie mit keiner Frage zu belästigen. Doch immer wieder gab es Momente, in denen in ihren Antworten ein Hauch von Kritik und Ablehnung zu hören war.

Kurz bevor wir heute wieder auf den Privatweg in den Wald abbiegen, sieht Steff im Whats App Status der Vorbesitzerin ein aktuell aufgenommenes Bild vom Haus mit den Worten “Danke für die sehr schönen und lehrreichen Jahre.” Urplötzlich schießen uns die Tränen in die Augen. War das doch die emotionalste Zeile, die wir je von ihr vernommen haben. Dazu das Bild von dem in der Sonne leuchtenden Waldhaus. Wir fahren bereits durch den Wald und können nicht aufhören zu weinen. Als wir vor dem Grundstück aus dem Auto steigen, steht sie noch an der Stelle, an der sie kurz zuvor das Foto gemacht hat und wir gehen ihr mit Tränen in den Augen entgegen. Wir begrüßen und schauen uns an, und ich erkenne, dass auch sie gerade geweint haben muss. In diesem Moment sind wir auf eine seltsame Weise miteinander verbunden. Als würde das Haus uns gemeinsam bei den Händen halten und einen Schwur aussprechen …

27 Schlüssel und zwei Zahlen

In diesem Moment fährt der Makler auf den Hof und platzt mit seiner heiteren Art in die Runde. “Huch, was ist mit ihnen denn los?” Er sieht, dass alle noch feuchte Augen haben. Doch ab da ist der sentimentale Knoten geplatzt und wir beginnen mit der Übergabe. Wir gehen jeden Raum des Hauses ab. Doch an keiner Stelle gibt es etwas zu erklären. Auf eine besondere Art kennen wir das Haus schon in und auswending. Der größte Akt ist die Aushändigung der unzählig vielen Schlüssel. Die Vorbesitzerin erklärt mir ca. 27 Stück und ich weiß genau, dass ich keinen einzigen im Kopf behalten werde. Jedes Mal denke ich, ja … probier ich dann halt aus.

Dann kommt der offizielle Teil mit dem Übergabeprotokoll. Bei einem Grundstück dieser Größe, mit einem Haus, zwei Nebengebäuden und etlichen einzuhaltenden Regeln ein Dokument mit genau … einer Seite. Auf dem Blatt stehen drei Eingabefelder für Strom, Wasser und Abwasser. Strom und Wasser lesen wir in Windeseile ab. Beim Abwasser stellen wir alle – oh Wunder – fest, dass sich die biologische Kläranlage autak und selbst verwaltet und es natürlich gar keinen Zähler dafür gibt. Das wars dann.

Ich halte in meiner Hand ein Hausmeister-Bund voller Schlüssel, als der Makler Geschenke aus seinem Wagen holt. Für die Vorbesitzerin einen Sekt und Blumenstrauß. Für uns zum Sekt eine Gartenpflanze. Die Zeichen der Zukunft.

Es ist 12 Uhr und ich stoße noch ohne gefrühstückt zu haben an. Wir stehen noch eine Weile erzählend vor der Garage und ich hoffe auf eine flüssige Verabschiedung. Nichts ist schlimmer, als unangenehm immer wieder aufguckendes Gesuche nach dem letzen Wort. Doch irgendwie kriegen wir es hin und der Makler kündigt sich an, in circa einem Jahr zu schauen, was wir aus dem Ort gemacht haben. Die Vorbesitzerin wünscht uns alles erdenklich Gute und wir sagen ihr, dass sie uns jederzeit besuchen kann. Beide verlassen den Hof und unterhalten sich noch kurz außerhalb des Geländes.

Zuhause

Steff und ich schauen uns in die Augen und wir warten auf DEN Moment. Auf ein Gefühl. Irgend eine Veränderung in uns. Doch nichts passiert. Wir sind zum erstem Mal völlig allein hier. Wir gehen ins Haus und blicken auf den Kaminofen; die Küchenschränke; die Stehlampe, die mal vom Vater der Vorbesitzerin gebaut wurde … nichts davon fühlt sich neu oder fremd an. Ich denke, hier werden wir jetzt leben. 10 Jahre – 20 Jahre – 30 Jahre … keine Ahnung. Dabei kommt mir alles seltsam vertraut vor. Als hätte dieses Haus über 100 Jahre auf uns gewartet. Als wären alle Vorbesitzer eine Art Personal gewesen, das den heutigen Tag lange lange vorbereitet hat. Ich fasse die schrumpellige Tapete im Wohnzimmer an und denke “Guten Tach – wir sind jetzt da!”

Ich nenne dieses Bild “5 Gläser Sekt um 12 Uhr mittags”.

Zahltag

Viele Bedingungen müssen erfüllt sein, bis die Bank den Kaufpreis bzw. das aufgenommene Darlehen auszahlt. Und am Ende hat es dann doch länger gedauert, als erwartet. Dabei fehlte bis zum Schluss ein Detail, das für meine Begriffe den geringsten Aufwand bedeutete. Denn wenn ein Vorbesitzer die zu verkaufende Immobilie noch nicht ganz abbezahlt hat – wenn also die Grundschuld noch nicht komplett beglichen ist – kümmert sich der Notar darum, bei der ehemals finanzierenden Bank die Erlaubnis einzuholen, diesen Restbetrag direkt von dem Käufer bezahlen lassen zu dürfen. Im Grunde eine Weitergabe von Schulden. Diese Anfrage stellte unser Notar bei der entsprechenden Bank bereits am 17. Juni – einen Tag nach unserem Kaufvertragstermin. Doch die angeschriebene Bank hat dann lange Zeit nichts von sich hören lassen, sodass also keine Bewegung ins Spiel kam.

Während dieser ganzen Zeit schaute ich immer wieder in unsere Kontoübersicht bei der ING-Diba. Denn – und das ist mal wieder eine typisch quer gedachte Realität von mir – so lange da 0,- Euro steht, war mir klar, da ist noch nichts passiert. Irgendwie nahm ich Schwachkopf an, sobald dort ein imposant aufgepumpter Kontostands zu sehen ist – denn ohne ein Guthaben können wir ja den Kaufpreis nicht bezahlen – bedeutet das, alle Bedingungen sind erfüllt. Als es dann heute wirklich soweit war, traff mich der Schlag der Dummen. Denn der imposante Kontostand hatte ein fettes Minus vor der Zahl. Was natrülich vollkommen klar ist. Wir reden hier schließlich von einem DARLEHEN. Doch es lohnt sich nicht, mich für derartige Hirngespinste bereits jetzt schon auszulachen. Ich gehe davon aus, dass mir während unseres Projektes noch so einige Realitätsverdreher widerfahren, die mit Sicherheit noch naiver sein werden. Kostprobe gefällig?:

Ein genialer Plan

So ein Baudarlehen ist, solange es sich nicht um ein gefördertes wie zum Beispiel KfW-Darlehen handelt, vom ersten Moment an zurückzuzahlen, sobald der volle Betrag ausgezahlt ist. Da wir nun in den ersten Monaten nach dem Kauf ordentlich renovieren werden und somit noch in unserer alten Wohnung weiter leben, denkt sich mein viel zu voller (wirrer) Kopf einen kühnen Plan aus, um einer drohenden Doppeltbelastung aus dem Weg zu gehen.

Bei einem meiner Telefonate mit der ING-Diba frage ich also die Bankmitarbeiterin, ob sich die Vollauszahlung verzögern lässt, wenn man am Anfang gleich so viel vom Kaufpreis aus Eigenkapital anzahlt, dass der verbleibende Betrag geringer ist, als das aufgenommene Darlehen. Sprich, wir warten bis zum Ende der Renovierung bevor wir die letzten zwei Euro fünfzig verbrauchen, die noch vom Darlehen übrig sind. Die Dame am Telefon hatte mir diese Frage damals deutlich mit “JA!” beantwortet, was aber auch daran liegen mag, dass ich es genau so hören wollte, denn der Plan war genial. Was sie wirklich gesagt und von meiner Geschichte verstanden hatte, weiß ich bis heute nicht. Denn natürlich ist es so, dass erstmal die Bank die volle Summe an den Veräußerer bezahlt; ab dann den Kontostand dunkel rot einfärbt; und uns dann mit den verbleibenden Kosten inkl. Nebenkosten allein lässt. Mit anderen Worten: Das Geld ist mit einem Fingerschnipp weg und möchte ab dann regelmäßig jeden Monat zurückgezahlt werden.

Aber zurück zur Geschichte, denn nun sind wir tatsächlich an dem Punkt angelangt, den wir noch immer nicht richtig fassen können: In wenigen Tagen wird die Übergabe sein.

Eigenkapital und Baukindergeld

Es gibt verschiedene Arten von “Häuslebauern”. Die einen sparen ihr Leben lang jeden Cent, zahlen in fünf Bausparpläne gleichzeitig ein. Die anderen werden reich geboren oder erben den Gutshof der Eltern. Wir zählen zu keiner dieser Gattungen und unser Traum vom Haus war stets (viel) größer als unser Bankkonto. … Das dachten wir zumindest immer.

Eine Faustregel beim finanzierten Hauskauf oder Neubau besagt, dass mindestens die Nebenkosten aus Eigenkapital aufgebracht werden müssen. Je nach Kaufpreis kann das eine große Nummer sein. Es gibt sogar eine Formel, nach der die Nebenkosten schonmal grob kalkuliert werden können:

Dazu zählen:

a) die Grunderwerbsteuer (die je nach Bundesland zwischen 3,5 und 6,5 % des Kaufpreises beträgt)

b) die Notarkosten (die zwischen 1,5 und 2 % des Kaufpreises betragen)

c) die Maklerprovision (die zwischen 3 und 7 % des Kaufpreises beträgt – die seit Mai 2020 per Gesetz zu je 50 % zwischen Käufer und Verkäufer aufgeteilt werden muss)

Zurück zu unserer Geschichte fiel uns als erstes freudig auf, dass, obwohl oder gerade weil unser Haus über die Postbank angeboten wurde, wir KEINE Maklerprovision zu zahlen hatten. Damit haben wir nicht gerechnet und im Verlauf unserer Suche war das auch zum ersten Mal der Fall.

Trotzdem schwebte der Kaufpreis am Anfang wie eine riesige Cumulonimbus-Wolke über unseren Köpfen. Bis wir anfingen, uns einen genaueren Überblick über unsere im Grunde viel zu vielen Konten zu verschaffen. Das soll an dieser Stelle nicht heißen, dass wir nicht wussten, wie viel Geld wir zur Verfügung haben. Aber das ich zum Beispiel ein Konto bei der comdirect habe, weil ich da bequem Bargeld-Einzahlungen aus meinem Ladengeschäft machen kann … Oder Steff zusätzlich ein DKB Konto besitzt, weil es da eine günstige Travel-The-World-Kreditkarte gibt, auf dem sie auch noch Guthaben anspart … Neben drei weiteren Konten und einem (tatsächlichen) Bausparplan hatten wir dies alles nicht so recht vor Augen und waren begeistert, wie sich die Zahlen zusammenaddierten. Doch Hand aufs Herz – auch wenn es viele Konten sind, die obendrein natürlich auch Gebühren kosten … so ganz hätte das alles in unserem Fall nicht ausgereicht.

Das vorgezogene Erbe meiner Eltern

Um die ganze Schmach nicht erkennen zu lassen, verzichte ich in diesem Blog bewusst darauf, Beträge zu nennen. Bis auf diesen: 50.000 Euro! Denn dies ist die Summe, die wir von meinen wundervollen Eltern als sozusagen vorgezogenes Erbe bekommen haben. Ich weiß noch genau, wie es zur Sprache kam. Dass Steff noch vor mir ein Signal von meinem Vater bekommen hat, dass wir mit “einer Unterstützung” rechnen könnten. Da er aber nicht befugt war, meiner Mutter diese Pointe vorwegzunehmen, vergingen ein paar Tage, in denen ich überschlagsweise mit 10 bis allerhöchstens 20 Tausend Euro gerechnet habe. Doch dann lies meine Mutter die Bombe platzen und wir beide waren sprachlos vor Glück. Auf diesem Wege liebe Eltern – vorausgesetzt ihr findet diesen Blog hier – möchten wir uns nochmal über alle Maßen bei euch für dieses unfassbare Geschenk bedanken. Es bedeutet uns mehr, als ihr euch denken könnt.

Alles in allem hatten wir die Katze nun also im (geräumigen) Sack. Sprich die Nebenkosten waren längst gesichert und die Bank zeigte uns ihre grüne Ampel. Doch dann machte ich den Fehler, den Tilgungsplan in eine Richtung zu drehen, in der wir bei einem deutlich geringeren Abtrag als unserer derzeitigen Miete landen würden. Somit wanderte der Großteil unseres Eigenkapitals mit in die Kaufsumme. Und für die ausstehende Renovierung war neben der zu erwartenden Baukindergeldzulage nur noch ein Bruchteil an Kapital vorhanden.

Die gute junge Baukindergeldzulage

Baukindergeldzulage … da ist es wieder, dieses schlimme Wort. Gibt man es heute bei Google ein, ließt man in der Vorschau, wie viel es für wie lange für ein, zwei usw. Kinder gibt. Wenn man dann auf den Artikel geht, ließt man ziemlich schnell, dass diese Förderung zum 31. März 2021 eingestellt wurde und genauer noch, dass sie sowieso nur für rund drei Jahre geplant war. Diese Information ist zwar elementar aber in der Produktbeschreibung eine eher kleingedruckte Passage. So schwamm das Wissen um die Förderung gut zwei Jahre in meinem Kopf umher und wartet nur darauf, im richtigen Moment abgerufen zu werden. Bei einer früheren Kaufoption hatte ich den Antrag sogar teilweise schonmal ausgefüllt. Doch in dem Moment, als ich konkret werden wollte … <<Dee-Döö>> Baukindergeld is out of stock! Mit der Renovierung wurde es nun trotz der guten Eigenkapitalsituation eng. Der Darlehensvertrag war bereits angeschoben und eine Korrektur der aufzunehmenden Kreditsumme wäre einer Neuanfrage gleich gekommen. Noch mehr Zeit, die wir und besonders die Eigentümerin nicht aufbringen wollten.

Doch auch an dieser Stelle durften wir erneut auf die Familie zählen. Dieses Mal von Steffs Seite aus. Denn ihr Vater entschied kurzer Hand uns ein unverzinstes und in der Rückzahlung variables Privatdarlehen zu geben. Auch dir Papa danken wir außerordentlich und freuen uns, bald mit den Umbauten beginnen zu können.

Die Sache mit dem Foto

Seitdem wir unsere Unterlagen bei Der ING-Diba eingereicht haben, läuft alles wie am Schnürchen. Wir bekommen regelmäßig E-Mails und Briefpost mit den neusten Bearbeitungsständen unserer Darlehensanfrage zugeschickt. Jedes Mal denke ich, wie gut das alles klappt – dass überhaupt keine Probleme auftreten.

Heute dann steckt ein Schreiben im Briefkasten: […] ein Foto der Immobilie wird benötigt […] Sie müssen sich um nichts kümmern […] in den nächsten Tagen wird ein Fotograf vorbeikommen […]

Klingt erstmal ganz harmlos und zudem komfortabel. Wir müssen nicht mal dabei sein, wenn die Fotos gemacht werden. Fragt sich nur, ob der Fotograf den Ort überhaupt findet. Und wenn ja, ob ihn die dort noch wohnende Eigentümerin überhaupt auf das Grundstück lässt …!?!

Was sich erst witzig in meinem Kopf anhört beginnt auf einmal wieder zu einem Worst-Case-Szenario zu werden. Was ist, wenn der Fotograf an der angegebenen Adresse nur in den dichten Wald guckt und der Bank mitteilt, dass da gar kein Haus steht. Gibt es vielleicht Betrugsfälle, wo genau so etwas schonmal passiert ist. Die Bank verlangt das Haus schließlich als Sicherheit. Was ist, wenn es dem ersten Anschein nach gar kein Haus gibt?!? Wird man uns den Kredit nachträglich noch streichen?!?

Mir wird ganz mulmig und ich will sofort mit der Bank sprechen. Doch der Support ist eher auf ein reines Onlinebanking ausgelegt und ich hänge ewig und drei Tage in der Telefonschleife. Als ich nach 35 Minuten jemanden an der Strippe habe, weiß ich im ersten Moment überhaupt nicht mehr, was ich eigentlich will. … Ach ja, der Fototermin. Ich erkläre der Mitarbeiterin die besondere Zuwegung. Doch sie kann um Grunde überhaupt nichts für mich tun, weil die Fotoaufträge natürlich von externen Dienstleistern ausgeführt werden, die zudem eine ganz eigene Terminplanung haben. Sprich, ich kann nicht mal herausfinden, wann der Fotograf kommen wird, um die Eigentümerin vorzuwarnen.

So entsteht am Ende nur eine Aktennotiz, dass ich die Bank auf die besonderen Umstände bei einer Ortsbegehung aufmerksam gemacht habe. Sollte also von dem Fotografen die Rückmeldung kommen, dass er nichts finden konnte, wäre man zumindest vorgewarnt.

Warum die Bank diese Fotos überhaupt haben will, bleibt mir am Ende ein Rätsel. Warum nimmt man nicht ein Foto aus unserem Exposé? Oder geht es am Ende gar um eine nachträgliche Bewertung des Hauses? … Ich rechne mit der verblüfften Nachfrage eines Bankmitarbeiters.

Zwei Wochen später

Als nach zwei Wochen nichts passiert, rufe ich wieder bei der Bank an. Dieses Mal habe ich nach geschlagenen 47 Minute jemanden in der Leitung. Die Frau am Telefon klingt nett und entspannt. Bei meinem letzten Anruf hatte es ewig gedauert, bis mein Gesprächspartner das “Wie” und “Warum” überhaupt verstanden hatte. Also will ich dieses Mal nicht gleich wieder einen auf Geschichtenerzähler machen. Ich frage die Dame, wie denn der Stand der Dinge sei und ob von uns noch etwas benötigt wird. Sie checkt unsere Akte: “Ja … nein … da wäre noch der Treuhandauftrag (zur Löschung der Restschuld bei der vorherigen Kreditbank) und die Fälligkeitsmitteilung (die den Auszahlungsprozess in Gang setzt) – beides erwarten wir von ihrem Notar. Aber damit hätten wir es. Dann sind Sie durch und wir zahlen aus.” Ich frage sie, wie es mit dem Foto aussieht, das von der Immobilie gemacht werden sollte. “Moment … ja, da ist was gekommen …!?!” Ich werde stutzig. Hat die Eigentümrin den Fotografen tatsächlich ein paar Bilder machen lassen? Die Frau am anderen Ende klickt sich durch ein paar Ordner. “Ah, hier … es gibt … EINE Bilddatei.” Sie scheint sich zu wundern, warum es nur EIN Bild ist. Bei mir steigt die Spannung. “Moment, ich öffne das mal …” Dann wird sie still. Ich frage, was sie sehen kann. Sie antwortet: “grünen Wald!” …

Ich würde die Geschichte gern hier enden lassen, denn es ist ein witziger Schlusssatz von einer Person, die indirekt über die Auszahlung einer großen Kreditsumme an uns mitentscheidet. Doch sicherlich kommt jetzt die Frage auf, ob das Foto nun gut oder schlecht ist. Vorab, dass Foto ist überhaupt nicht relevant und dient tatsächlich nur der Vervollständigung unserer Akte; damit die Bank quasi ein Bild von ihrem Pfand hat. Und wenn man es genau nimmt, will man mit diesem "unabhängigen" Fotoauftrag sicherstellen, dass wir uns von dem geliehenen Geld keine Tiefgarage kaufen. Doch ein Foto von einem Wald soll es wohl noch nicht gegeben haben. Auf dem Bild ist weiterhin auch noch das Schild "Privatweg" zu erkennen. Der Fotograf hat sich somit völlig richtig verhalten und ist nicht unbefugt weiter in den Wald gefahren. Die Noch-Eigentümerin wird das freuen.

Am Ende sind wir so verblieben, dass uns – wenn auch nicht ganz unabhängig – ausnahmsweise gestattet wird, selber Bilder unserer Glitzerbude 3.0 der Bank zukommen zu lassen. … Oder sollte ich zum Spaß ein Foto von einer Tiefgarage schicken?!

Unerwartete Zitterpartie kurz vor dem Ziel

Mittlerweile liegt der Notartermin etwas mehr als eine Wochen zurück. Da erhalten wir heute ein brand-wichtiges Schreiben von der Kreisverwaltung. Doch dazu kurz zurück in den Sitzungssaal beim Notar. Als er uns damals jedes einzelne Wort des Kaufvertrages vorließt, kommen wir auf Seite 8 an die Stelle, wo es um das “Vorkaufsrecht” geht. Unser Makler empfahl uns, bei jeder für uns nur annährend unverständlichen Stelle das Referat zu unterbrechen. Nun, ich weiß zwar, was ein Vorkaufsrecht ist. Was mir in diesem Moment aber überhaupt nicht klar ist: Für wen überhaupt …? Also sage ich “STOPP!”.

Im Grundbuch war und ist neben der Eigentümerin niemand anderes erwähnt, der oder die – bis auf die Bank natürlich – in irgend einer Weise sonst noch Anspruch auf das Haus oder das Grundstück hätte. Wer kann also in dieser Passage gemeint sein? So ermüdent eine solche Kaufvertragsverlesung ist, so lehrreich ist sie. Der Notar erklärt uns also, und hebt dabei die zusätzliche Einschränkung “gesetzlich …” hervor, dass ein Vorkaufsrecht grundsätzlich gegeben ist und in den meisten Fällen bei der verwaltenden Gemeinde liegt. Also atmen wir alle erstmal auf, denn er führt weiterhin aus, dass dies mehr oder weniger zum Protokoll gehört und es eigentlich noch nie dazu kam, dass ein Bürgermeister oder sonstwie damit befasster Beamter einen Hauskauf kippte, um das Objekt selber zu beziehen.

Da fangen auf einmal meine Synapsden an zu klappern und ich sehe das Haus, tief im Wald, umgeben von nichts. Dann denke ich: Landschaftsschutzgebiet … und ich erinnere mich außerdem an die erste Frage, die uns unsere Kreditvermittlerin zu Anfang stellte: “Kann man dort eigentlich einen ersten Wohnsitz anmelden?”

Der Notar fährt schon längst fort, als ich ihn abermals unterbreche. Ich erzähle ihm erneut von den besonderen Umstäden, unter denen das Haus dort im Wald steht. Da wirkt er zum ersten Mal nachdenklich und formuliert seinen Gedanken, den ich selbst gerade habe. Was wäre denn, wenn der Gemeinde oder gar der Naturschutzbehörde das Haus schon lange ein Dorn im Auge ist und man nun die Gelegenheit sieht, dass Grundstück der Natur zurück zu geben?

Kurze Stille. Der Notar räumt ein, dass das ist in der Tat eine besondere Situation sei. Jeder Grundstücksverkauf muss der Gemeinde gemeldet werden. Im Regelfall kommt jedoch ein paar Tage später die Antwort, dass an einem Vorkaufsrecht kein Interesse besteht. Von dem Moment an began bei uns das Zittern.

Zurück zum Anfang. Heute also bekommen wir ein, nein gleich zwei Schreiben. Eins von der Gemeinde und eins von der zuständigen untergeordneten Naturschutzbehörde des Bundeslandes. Ich kann den ersten Brief gar nicht so schnell lesen, wie ich ihn verstehen will: [Trallali trallala] für dieses Grundstück [tirilo] besteht [dudeldi] kein Vorkaufsrecht nach dem Naturschutzrecht [§ … (es folgt eine Aufzählung diverser Paragraphen, Kostennoten und Rechtsbehelfsbelehrungen)]. Ich lese den Text noch weitere acht bis zehn Mal, in der Angst, die Amtssprache nicht wirklich richtig verstanden zu haben. Doch die Aussage ist eindeutig und gesetzlich verbindlich. Der Lachs ist gelu … Halt, der zweite Brief der Gemeinde. Warte …: Hiermit wird mitgeteilt, dass […| nicht besteht […].

Uns fallen zwei Steine vom Herzen.

Der Notar

Der Notartermin – klingt erstmal sehr ehrwürdig und hoch offiziell. Doch einer meiner ersten Gedanken ist: Was zieht man da an? Der Makler meint: “Kommen Sie nicht nackt, alles andere ist lachs.” (komisches Gedankenprotokoll). In den Tagen vor dem Termin habe ich aber auch noch andere Gedanken. Besonders der Kaufvertragsentwurf lässt mich fast nicht schlafen. Es gibt dort eine Passage, die von der Eigentümerin ausdrücklich gewünscht ist. Die den weiteren Verlauf des Abschlusses etwas speziell macht. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass das Haus bzw. das Dach mal von Holzbock befallen war. Dies wurde fachmännisch behandelt und ist heute keine Thema mehr. Aber bei der Besichtgung war zu keiner Zeit die Rede davon. Nun sollen wir als Erwerber bestätigen, dass wir im Wissen darum sind. Doch auch wenn dies nur eine magniale Note ist – in so einem Moment fühlt man sich etwas ausgeliefert. Wir wollen auf keinen Fall die Verhandlungen stören, doch warum kommt das erst jetzt ans Licht?

Bei dem Notartermin gibt die Eigentümerin an, dass man die Stelle auf dem Dachstuhl hätte sehen können. Doch der Makler hatte angeblich vergessen, uns darauf aufmerksam zu machen. Ich meine, ich habe bei der Besichtigung – gemessen an der engen Deckenfläche im Giebel – nicht mal erkannt, dass es überhaupt einen Zugang zum Dachstuhl gibt. Nun, sei es drum. Und Holzbock hört sich jetzt auch nicht so schlimm an, wie hingegen Holzschwamm, den man zumindest beim Betrachten der rückseitigen Abseiten ausschließen konnte.

Gemeinsame Sache – Steff und ich unterschreiben den Kaufvertragsentwurf.

Nackte Füße

Zurück zum aller ersten Klamotten-Gedanken. Mir ist natürlich klar, dass dieser Termin ein besonderer ist, den man ähnlich bei einer Heirat mit durchaus feierlicher Kleidung untermalen sollte. Doch am 16. Juni 2021 haben wir den ersten heißen Tag des Jahres. An die 30 Grad pumpen, als wir uns auf den Weg in die Kanzlei machen. In den Stunden zuvor war ich noch in einen kurzen, engen Sweathose unterwegs. Als ich in meine lange Stretchjeans steige – die einzige Hose, die mir zurzeit am angenehmsten passt – kleben meine schwitzigen Beine in der Röhre. Dazu eins meiner weitestens T-Shirts, das ausgerechnet tief schwarz sein muss. Wir sitzten alle zusammen in dem großen Sitzungssaal und ich bin froh, dass der lange breite Tisch nicht aus Glas ist. Denn mir fällt auf, dass meine nackten Füße in meinen Birkies an diesem Tag überhaupt nicht gut aussehen. Niemand bekommt es also mit – denke ich.

Da wir zeitgleich zu diesem Blog auch eine recht umfangreiche Videostory prodzieren, kommt Steff auf die Idee, eine Szene zu drehen, wie wir aus dem Bürogebäude spazieren. Ich platziere also die Kamera ganz “drive-by”-mäßig auf den Stufen vor dem Eingangsportal und wir kommen Hand in Hand aus dem Gebäude. Wir halten kurz an und sagen unseren Text, bevor wir an der Kamera vorbei aus dem Bild gehen. Als ich die Aufnahme sehe, wird mir ganz schlecht. Mein Objektiv ist zu weitwinkelig, als das es unsere Füße abgeschnitten hätte. Achtet mal drauf, wenn voraussichtlich ab August unsere Homestory auf Youtube läuft 😀

Der lange Weg zum schnellen Geld

Ich habe in meinem Leben schon einige Kredite abgeschlossen, habe drei Mal ein Auto finanziert. Doch ich habe noch nie ein Haus gekauft. Dass das eine dicke Nummer wird, war mir von Anfang an klar. Wie es am Ende dann aber tatsächlich ablief, lies mich doch staunen.

Natürlich kann man versuchen, das alle alleine auf die Beine zu stellen. Doch die Expertise eines Kreditvermittlers kann sich in vielen Punkten als äußerst hilfreich erweisen. Wenn dann der Vermittler auch noch eine sehr gute Freundin ist, fühlt man sich in Sachen Vertrauen bestens aufgehoben.

Also starteten wir bereits vor der Besichtigung mit den ersten Auswertungen unserer Finanzkraft und fingen an, exakt vorgegebene Unterlagen zusammenzustellen. Jetzt mag sich der eine oder die andere die Haare raufen und denken “… erst vor der Besichtigung gestartet …? – Sowas hat man bereits in der Tasche, noch bevor man sich überhaupt eine Immobilienanzeige anschaut!” Dazu kann ich nur sagen: “Öhhh …” Ich bin nur teil- und zeitweise strukturiert und erledige Dinge oft erst dann, wenn sie auch wirklich, wirklich wichtig werden. Aber mit Hilfe und nach Aussage unserer Vermittlerin lagen wir auf jeden Fall noch gut in der Zeit.

ING-Diba oder Deutsche Bank

Aber wie läuft das nun genau ab – haben wir doch zuvor immer schonmal mit Phantasiewerten gerechnet. Eine gute 6-stellige Summe sollte her und laut unserer Einkünfte und weiterer Umstände sollte dies nicht unmöglich sein. Zwei Banken haben sich von Anfang an als deutliche Optionen herausgestellt. Die ING-Diba und die Deutsche Bank. Beide sind bekannt dafür, auch Selbständigen keine Steine in den Weg zu legen. Anders aber als bei der Deutschen Bank ist bei der ING-Diba eine externe Kreditprüfung vorgeschaltet. Das kann ein Vorteil in der Bearbeitung sein und zu einer schnelleren Abwicklung führen. Das gefiel mir und die Zinsen waren obendrein auch noch besser. Doch ohne unsere Vermittlerin hätte ich davon überhaupt nichts mitbekommen. So thankxlot!

Dann ging es also los und schlechter hätte exakt dieser Moment nicht sein können. Von Steff brauchten wir natürlich die letzten Gehaltsabrechnungen, doch sie war gerade am Ende ihrer zweijährigen Elternzeit angelangt. Und der neue Wiedereinstellungsvertrag bei ihrem alten Arbeitgeber war zwar schon da, aber nicht so ganz richtig. Also warteten wir auf die Korrektur, von der wir anfangs aber befürchteten, dass es sie gar nicht geben würde. Tatsächlich kam der korrigierte Vertrag genau einen Tag bevor wir die Unterlagen einreichen mussten an. Zu dieser Zeit hatten wir die Eigentümerin bereits längst kennengelernt. Doch die Bekanntgabe der Finanzierungbestätigung mussten wir ein ums andere mal aufschieben.

Steuerberater sagt genau im falschen Moment Tschau!

Und bei mir so …: In den Tagen bevor wir auf das Haus aufmerksam geworden sind, kündigt mir mein Steuerberater nach 20 Jahren wegen Überkapazität die Zusammenarbeit. So bin ich also gezwungen innerhalb von … sofort einen neuen zu finden, der meinen aktuellen Wirtschaftsstand umgehend erfasst, versteht und mir in zertifizierte Abschlüsse und BWAs umwandelt. Darüberhinaus benötige ich von meinem alten Steuerberater den bereits angefangenen Abschluss 2019 sowie zwei fertige Abschlüsse aus den Jahren davor. Alles in allem in so kurzer Zeit eine safe unlösbare Angelegenheit. Und immer hatte ich dabei den Satz der Eigentümerin im Ohr “Also dann ist das heutige Ergebnis, dass überhaupt nichts feststeht …?!” So verabschiedete sie uns bei dem damaligen Kennlerntermin, der mittlerweile schon zwei Wochen zurück lag. Als mich dann auch noch der Makler insgeheim informierte, dass die Eigentürmrin ihn schon um die Reaktivierung der anderen Bewerber bat, wurde mir immer flauer im Magen.

Irgendwann hatte ich dann alles zusammen und es kam der Tag, an dem wir all unsere Unterlagen in die Kreditprüfung gaben. Von jetzt an sollte alles recht schnell gehen. Doch “die Ampel” sprang plötzlich von Grün auf Gelb. Was war geschehen? Nach unserer Checkliste hatten wir an alles gedacht und in Punkto Eingenkapitalquellen eigentlich sogar mehr eingereicht, als notwendig. Jedoch hatte die ING-Diba zwischenzeitlich ihre Kredit-Voraussetzungen geändert und somit fehlten jetzt die voraussichtlichen Rentenkapazitäten. Das war zwar nicht schön, aber in meinem gewaltigen Eifer hatte ich schon ganz zu Anfang an diese Dokumente gedacht.

Der Notartermin steht bereits fest

Es fiel mir also leicht, die gewünschten Zusätze schnell zu liefern. Doch es vergingen erneut Tage, die wir uns unter anderen Umständen hätten sparen können. Ein weiteres Mal sprang der Makler für uns in die Bresche und beruhigte die Eigentümerin auf seine ganz spezielle Art. Er avisierte bereits den Notartermin auf den 16. Juni 2021, ohne das wir in diesem Moment eine verbindliche Finanzierungsbestätigung hatten. Diese blieb nämlich ein ums andere mal aus, weil selbst die voll automatisierte Datenübermittlung an die ING-Diba nicht funktionieren wollte. Nachdem nämlich “die Ampel” wieder auf Grün sprang, mussten unsere Daten – und das geschah wahrscheinlich zum ersten mal in der Geschichte – “manuell” übertragen werden. Das verhinderte, dass uns eine Art Übertragungs-Zertifikat ausgestellt wurde, welches als Finanzierungsbestätigung gelten würde.

Am 10. Juni 2021 kam dann endlich der Anruf, die Vertragsunteralgen seinen per Post auf dem Weg zu uns. Und tatsächlich. Heute, zwei Tage später erhalten wir eine dicke Mappe mit Papieren von hier bis Meppen.

Der Tag, an dem die Finanzierungsbestätigung ankam.
Von jetzt an gibt es bei uns nur noch Alkohol-Sprizz.